Die WM in Brasilien ist noch gar nicht so lange her, bekanntlich konnte das deutsche Team den Titel gewinnen und wer weiß, ob sich mit Lars und Sven Bender nicht auch zwei ehemalige Löwen-Amateure nun „Weltmeister“ schimpfen dürften, wären ihnen nicht Verletzungen in die Quere gekommen. Trotzdem fand das Turnier nicht ganz ohne Ex-Amas-Beteiligung statt, denn José Holebas (Griechenland) und Fabian Johnson (USA) zogen mit ihren Teams jeweils ins Achtelfinale ein und zeigten über weite Strecken herausragende Leistungen.
Selbstverständlich sind solche Nominierungen nur die Spitze des Eisberges, doch auch zahlreiche weitere ehemalige Spieler unserer Amateure haben sich in der 1. und 2. Bundesliga etabliert und sich dort einen Namen gemacht. So wurde Marcel Schäfer (inzwischen Bundesliga-Rekordspieler des VfL Wolfsburg) gar Nationalspieler und mit seinem jetzigen Verein Deutscher Meister und auch sein Mannschaftskamerad Christian Träsch kam zu internationalen Ehren. Julian Baumgartlinger beackert nachwievor das Mittelfeld des FSV Mainz 05 und der österreichischen Nationalmannschaft, während Kevin Volland nicht nur in der Bundesliga für Aufsehen sorgt, sondern auch in den weiteren Planungen von Jogi Löw eine gewichtige Rolle spielen dürfte.
Weitere Bundesligaspieler, die der Talenteschmiede unserer Löwen entspringen, sind u.a. Daniel Baier (FCA), Christoph Janker (Hertha BSC), Tobias Strobl (Hoffenheim), Moritz Leitner (VfB) und Martin Stranzl (Gladbach).
Auch in der 2. Bundesliga finden sich etliche ehemalige Spieler unserer Amateure. Neben den Jungs, die nun bei unseren Profis die Knochen hinhalten, haben einige den Verein verlassen und versuchen ihr Glück in der Ferne, z.B. Mathias Wittek (Heidenheim), Mlapa, Gebhart (beide Nürnberg), Stefan Wannenwetsch (Ingolstadt), Florian Jungwirth (Bochum), Sebastian Maier (St. Pauli) und Nicky Adler (Sandhausen).
Als wahre Fundgrube hinsichtlich unserer Ex-Amas präsentiert sich die 3. Liga, denn hier gibt es zahlreiche Vereine, die ihren Kader mit hervorragend ausgebildeten Spielern aus Giesing verstärken. So kann man in dieser Liga u.a. Philipp Pentke, Anton Fink, Markus Ziereis (alle Chemnitzer FC), Felix Ruml, Tobias Killer (beide Haching), Manuel Schäffler (Kiel), Julian Leist (Großaspach), Markus Pazurek (Fort. Köln), Nik Ledgerwood (Cottbus), Björn Ziegenbein (Halle), Christoph Rech, Andreas Geipl (beide Jahn Regensburg) und Tobias Schilk (Mainz II) finden.
Des Weiteren darf man gespannt sein, was aus ehemals vielversprechenden Talenten wird, die nun in der Regionalliga oder gar tiefer kicken: Mike Ott und Ivan Knezevic haben sich vom Wechsel zu Nürnberg II sicher mehr versprochen, Marius Willsch sieht den 1. FC Saarbrücken wohl auch eher als Durchgangsstation, Daniel Hofstetter verteidigt mittlerweile in Bamberg, Michael Schick beim 1. FC Pforzheim, Claus Bückle bei der SpVgg Neckarelz, Manuel Duhnke bestreitet seine vermutlich letzte Saison bei den ambitionierten Würzburger Kickers, Nikola Trkulja ist mittlerweile bei der TSG Neustrelitz gelandet, Manuel Leicht führt den Bayernligisten TSV Großbardorf als Kapitän aufs Feld und Benson Okeke kickt wohl mehr aus Spaß an der Freude in der Kreisliga beim SK Srbija München.
Andere Leistungs- und Sympathieträger der Amas haben ihre Fußballstiefel mittlerweile an den Nagel gehängt oder sind auf Vereinssuche: Ex-Keeper Joachim Kohlbacher arbeitet beispielsweise bei einem Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach, der nicht den heutigen Gegner sponsert, Ralf „Ralle“ Schmitt ist Co-Trainer bei der TuS Mechtersheim und Alban Ramaj würde seiner Karriere sicher nach Cottbus, Emden, Aue, Würzburg und Homburg noch eine weitere Station hinzufügen.
Eine gute fußballerische Ausbildung muss also nicht zwangsläufig zu einer großen Karriere führen, kann aber, denn auch hierfür gibt es neben den oben aufgeführten Spielern durchaus nennenswerte Beispiele.
Philipp Hosiner beispielsweise wurde nach seinem Wechsel von den Löwen beim SV Sandhausen nicht glücklich, nahm dann den Umweg über die 2. Liga in Österreich, wurde dort bei der Vienna Torschützenkönig, wechselte dann zuerst zur Admira und weiter zu Austria Wien, wo er erneut Torschützenkönig, Meister und Nationalspieler wurde und sogar in der Champions League einnetzte. Nach der verkorksten letzten Saison wagt er nun einen Neuanfang bei Stade Rennais FC in Frankreich.
Auch Tarik Çamdal galt beim TSV 1860 bereits als gescheitert, bevor seine Karriere in der Türkei neuen Schwung aufnahm. Durch starke Leistungen bei seinem Verein Eskişehirspor empfahl er sich für die Nationalmannschaft und debütierte im November 2013 gegen Nordirland.
Bereits zu Amateure-Zeiten war David Manga Nationalspieler und pendelte zwischen der Zentralafrikanischen Republik und Giesing, bevor er nach allerlei Hickhack mit seinen Beratern schließlich zu Partizan nach Belgrad transferiert wurde. Dort hielt es ihn trotz Meistertitel auch nicht lange und so kickt er mittlerweile auch schon bei seinem zweiten Verein der israelischen Liga, nämlich Hapoel Shmona.
Mangas bester Freund bei den Löwen, Dimitry Imbongo Boele, versuchte sein Glück zunächst beim SV Darmstadt 98, konnte sich dort jedoch nicht durchsetzen und landete schließlich in der MLS bei New England Revolution in Boston, wo einst auch schon Taylor Twellman (auch ein Ex-Amateur) stürmte. Dort überzeugte er in den ersten beiden Spielzeiten, tut sich aktuell aber recht schwer im Kampf um einen Stammplatz.
Ebenfalls in der MLS wusste Steve Purdy zu überzeugen und wurde mittlerweile Nationalspieler. Bereits als Spieler der Amateure wurde er zu einem Lehrgang des US-Teams in die Schweiz eingeladen, blieb dort jedoch ohne Einsatz, sodass das Heimatland seiner Mutter, El Salvador, kurze Zeit später anfragen und Purdy für sich gewinnen konnte. In der MLS war Purdy für den FC Dallas, Portland Timbers und die Chivas USA aktiv, bevor sein Vertrag wegen einer schweren Gesichtsverletzung (erlitten durch einen Ellenbogenschlag während eines Matches) nicht mehr verlängert wurde.
Der ein oder andere mag sich auch noch an Torhüter Rodolfo Rodríguez Jara erinnern; nachdem er sich in Europa leider nicht durchsetzen konnte, wechselte er zurück in seine Heimat Paraguay und steht dort in der 1. Liga bei Club Sportivo Luqueño zwischen den Pfosten.
Ebenfalls zurück in Südamerika ist Messi-Cousin Emanuel Biancucchi, der sich bei Girona (Spanien), Independiente F.B.C. und Olimpia (beide Paraguay) ebenso wenig durchsetzen konnte wie bei den Löwen, und nun sein Glück bei Bahia in Brasilien versucht.
Zu guter Letzt möchte ich noch an Benny Lauth erinnern, der seine Karriere bei unseren Amateuren begann und sie nun in Ungarn bei Ferencváros ausklingen lässt, wo er sogar nochmal Europapokal-Luft schnuppern durfte. Nach einem Sieg gegen die Sliema Wanderers war jedoch leider gegen HNK Rijeka bereits wieder Schluss mit dem Abenteuer Europa.
(von Stefan Fietzek)