Auswärtssieg bei Awata-Debüt

Es war eine gefühlte Ewigkeit her, seit die kleinen Löwen das letzte Punktspiel bestritten haben. Nun ging es endlich wieder um Punkte und die Löwen entführten alle drei Zähler aus dem Allgäu. Das goldene Tor erzielte Nicholas Helmbrecht kurz vor Schluss.

Schon bei der Anfahrt an den Parkplatz des Gästebusses in Memmingen seufzte Daniel Bierofka. Der Blick aus dem Bus auf dem Rasen zeigte ihm bereits, was hier für eine Partie zu erwarten war. Dieser Eindruck bestätigte sich während der Partie eindrucksvoll. Ein gepflegter Ball war auf dem sogenannten Grün der Arena Memmingen nicht möglich, bei jeder Aktion flogen die Rasenfetzen.

So entwickelte sich auch eine eher unansehnliche Partie, die zerfahren war und ohne größere Torchancen auskommen musste. Nach acht Minuten gab es die erste strittige Aktion. Chaka Ngu’Ewodo wurde von seinem Gegenspieler am Trikot gerissen und fiel anstatt den Ball nach einer Ecke auf das Tor köpfen zu können. Schiedsrichter Hanslbauer verwehrte den Löwen diesen Elfmeter jedoch und entschied zum Entsetzen von Daniel Bierofka auf Offensivfoul.

Nach dieser Szene blieben die Löwen besser im Spiel und erspielten sich auch einige Angriffsaktionen, doch dies währte leider nicht lange. 1860 schraubte das Engagement etwas zurück und brachte die Gastgeber so besser ins Spiel. Bis zur Pause sahen die Zuschauer in der Memminger Arena kleinere Gelegenheiten auf beiden Seiten, genossen aber mehr das Frühlingswetter als das Spiel.

Die zweite Halbzeit brachte zuerst wenig sportlich erbauliches aber eine schöne Geschichte. Mohamad Awata, ehemaliger syrischer Nationalspieler und Kriegsflüchtling, der seit längerem mit der U21 trainiert, erhielt von Daniel Bierofka seinen ersten Regionalliga-Einsatz. Mohamad fügte sich auf dem Feld sofort gut ein, den Treffer aber erzielte ein anderer. Nicholas Helmbrecht zirkelte die Kugel von der Strafraumgrenze ins Netz und sorgte so für den Sieg. Es war ein Traumtor, der Ball schlug direkt neben dem rechten Torpfosten ein, Gruber im Memminger Tor war ohne Chance.

Danach wurde es noch einmal hektisch, Türk flog nach einem Foul im Mittelfeld genauso mit der roten Karte vom Feld wie Buchmann für eine Notbremse. Am Ende stand ein Auswärtssieg, der Tabellenplatz zwei bringt. Eine Woche vor dem Derby überholen wir somit das Team aus der Seitenstraße und gehen als Zweiter ins Derby.

Statistik:

Aufstellung 1860 II: 12 Engl, 2 Weeger, 4 Weber, 5 Andermatt, 6 Fuchs, 11 Köppel, 23 Helmbrecht, 28 Heinrich, 31 Koussou, 32 Pongracic, 59 Ngu’Ewodo. Bank: 1 Hiller, 9 Bachschmid, 17 Sabbagh, 19 Aigner, 21 Türk, 54 Awata.

Aufstellung Memmingen: 1 Gruber, 5 Schmeiser, 6 Anzenhofer, 8 Heger, 9 Krogler, 10 Salemovic, 13 Schimmer, 18 Buchmann, 21 Nikolic, 24 Lutz, 28 Eisenmann. Bank: 22 Zeche, 3 Weiler, 4 Boyer, 15 Culjak, 19 Kircicek, 25 Kustermann, 27 Hayse.

Wechsel: Boyer für Eisenmann (72.), Kircicek für Schimmer (82.) – Bachschmid für Ngu’Ewodo (58.), Türk für Heinrich (58.), Awata für Koussou (71.)

Tore: 0:1 Helmbrecht (88.)

Platzverweise: Türk (88./grobes Foulspiel), Buchmann (90./Notbremse)

Zuschauer: 946 in der Arena Memmingen

Schiedsrichter: Patrick Hanslbauer

Vorbericht:

„Sieben Wochen – das war eine extrem lange Vorbereitung“, sagt Trainer Daniel Bierofka. „Letztes Jahr konnten wir mit dem Turnier in Indien die Zeit besser überbrücken.“ Heuer stand lediglich ein einwöchiges Trainingslager an der portugiesischen Algarve auf dem Programm.

Den letzten Test vor dem Start in die Regionalliga Bayern absolvierten die kleinen Löwen am vergangenen Montag beim TSV Buchbach. Trotz überlegen geführter Partie gab es nur ein 1:1. Die Führung von Chaka Ngu’Ewodo (48.) glich Thomas Breu glücklich aus (74.). Bierofka war mit dem Auftritt zufrieden, bemängelte aber einmal mehr die Chancenverwertung.

Neue Erkenntnisse hat auch dieser Test für den 38-Jährigen nicht gebracht. „Im Grunde weiß man vor dem ersten Punktspiel nie genau, wo man steht.“ Memmingen sei ein guter Gradmesser vor dem eine Woche später stattfindenden Derby. „Es ist eine sehr unangenehme Mannschaft, gegen die wir uns immer sehr schwer getan haben – gerade auswärts“, so Bierofka über die Allgäuer. „Wir haben nur eine Chance, wenn jeder bereit ist über 90 Minuten alles abzurufen und dabei müssen wir auch noch gut Fußball spielen.“

Verzichten muss Bierofka gegen den FCM auf Angelo Mayer (Muskelfaserriss) Simon Seferings, Christoph Daferner (beide Aufbautraining), Jimmy Marton (Schienbeiverletzung), Lucas Genkinger (Schambeinentzündung) sowie Kilian Jakob und Julian Justvan (U19). „Uns fehlen wichtige Spieler“, sagt er. Die Lücke schließen sollen die drei Winterzugänge Nicolas Andermatt, Ngu’Ewodo und Mohamed Awata.

Gerade vor dem Syrer Awata hat Bierofka großen Respekt. „Er ist seit neun Monaten bei uns, trainiert wie ein Verrückter. Mohamed hat eine schwere Zeit hinter sich, hat im Krieg Familienmitglieder verloren. Er gibt alles für seinen Traum.“ Dass er nun für die Löwen-U21 spielt, sei kein „Mediengag“. Der 23-Jährige habe sich diese Chance verdient. „Er ist gut für die Mannschaft, weil sie sieht, was man mit Willen alles erreichen kann“, lobt der Trainer die Einstellung seines Angreifers.

Wie die Löwen wissen auch die Allgäuer vor dem Auftaktmatch nicht, wo sie stehen. Bei der Generalprobe vor dem Ligaauftakt kamen sie beim Bayernliga-Vorletzten FC Gundelfingen nicht über ein torloses Unentschieden hinaus. Gerade vor Stefan Schimmer, mit 18 Toren Top-Torjäger der Regionalliga Bayern, warnt Bierofka. „Memmingen ist eine Mannschaft, die in jedem Spiel an die Grenzen geht. Wenn wir uns darauf nicht einlassen, werden wir dort nichts holen.“