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Wieder einmal kam es zum Aufeinandertreffen der beiden besten bayerischen Zweitvertretungen. Der amtierende Meister gegen den Vize-Meister, der Tabellendritte gegen den Tabellenführer, blau gegen rot. In der ersten Halbzeit dominierten die Gäste von der Säbener Straße, nach dem Seitenwechsel waren es die kleinen Löwen, die das Spiel an sich rissen und am Ende durch Treffer von Liridon Vocaj und Mike Ott auch hochverdient gewannen. Alle Informationen aus Giesing findet ihr in auch der Ticker-Nachlese.

Was war das für ein wundervoller Abend auf Giesing’s Höhen. Als sich der Nieselregen verzogen und das Stadion gefüllt hatte, brach die Stimmung so richtig los. Es war ein Abend voller Gänsehaut, der seinen Höhepunkt fand als Schiedsrichter Ostheimer die Partie beendete und die kleinen Löwen das Spielfeld als Sieger verlassen konnten.

Zum Spielverlauf: Die erste gefährliche Szene des Spiels hatten die Bayern. Julian Green kam halblinks zwar aus acht Metern zum Abschluss, schoss die Kugel aber weit links am Tor vorbei (7.). Vier Minuten später hatten die Löwen die Riesenchance zur Führung. Liridon Vocaj und Mike Ott griffen bereits am Sechzehnmeter-Raum die Bayern im Spielaufbau an. Torhüter Lukas Raeder passte unter Druck auf Vocaj, der halblinks aus neun Metern hätte schießen können, jedoch ungenau in die Mitte auf Ott passte. Dem kleinen Angreifer fehlte letztlich am Torraum ein Schritt, um die Hereingabe zu verwerten (11.). In der 15. Minute kam Pierrre Emile Hojbjerg an der Strafraumgrenze frei zum Schuss, der Flatterball flog zwar genau auf den Körper von Michael Netolitzky, trotzdem hatte der 1860-Keeper Probleme, die Kugel zur Ecke abzuwehren. Im Gegenzug versuchte es Ivan Knezevic mit einem Schlenzer vom linken Strafraumeck über Raeder hinweg auf‘s lange Ecke, der Ball ging aber einige Meter über die Querlatte (16.). Zwei Minuten später legte Vocaj die Kugel nach rechts raus auf den schnellen Stephane Mvibudulu, der enteilte seinem Gegenspieler, legte in die Mitte, wo aber Daniel Wein vor Ott per Grätsche klärte (18.). Im Gegenzug fiel dann das 1:0 für die Bayern, nachdem Manuel Bühler den Ball im Strafraum vertändelte, Green von rechts mit Auge auf Alessandro Schöpf passte und der das Leder aus 14 Metern in zentraler Position unhaltbar für Netolitzky rechts unter die Latte jagte (19.). Das war natürlich ein Schock, weil die Löwen bis zu diesem Zeitpunkt wesentlich gefährlicher als die Roten agierten. Kurz danach gab‘s eine längere Unterbrechung, weil FCB-Keeper Raeder verletzungsbedingt behandelt werden musste. Schiedsrichter Lothar Ostheimer wartete vier Minuten (!), bis der Torhüter wieder zwischen die Pfosten zurückkehrte. Gefährlich wurde es in der 37. Minute vor dem Löwen-Tor. Vladimir Rankovic hatte von der rechten Strafraumseite mit viel Gefühl über die Abwehr geflankt, doch Green war einige Zentimeter zu klein, um die Hereingabe am linken Torraumeck per Kopf zu verwerten. In der 2. Minute der Nachspielzeit der ersten Hälfte hatte Mvibudulu die große Chance zum Ausgleich. Nach einem Pass von Ott lief er seinem Gegenspieler Dennis Chessa davon, legte halbrechts im Strafraum den Ball am herausstürzenden Reader links vorbei, aber Wein klärte für seinen geschlagenen Keeper, bevor die Kugel die Torlinie passieren konnte. In der 6. Minute der Nachspielzeit war es auf der anderen Seite Chessa, der links bis zur Grundlinie kam, seinen Rückpass konnte aber Kevin Friesenbichler aus zwölf Metern nicht verwerten. Nach 52 Minuten pfiff Ostheimer zum Pausentee.

Es dauerte nach Wiederbeginn 68 Sekunden, dann lag der Ball im Bayern-Tor. Mvibudulu hatte ein Zuspiel von Raeder abgefangen, passte auf Vocaj, der tauchte alleine vor dem FCB-Torhüter auf, schob die Kugel aus 13 Metern rechts an ihm zum 1:1 ins Netz (47.). Vier Minuten später war es FCB-Rechtsverteidiger Benno Schmitz, der Vocaj bedinte. Halblinks kam der 20-Jährige gegen Stefan Buck aus 19 Metern zum Abschluss, sein Schuss ging nur knapp am langen Pfosten vorbei (51.). Eine gute Freistoßchance für die Roten vergab Hojbjerg in der 58. Minute, als er aus 21 Metern weit übers rechte Lattenkreuz schoss. Zwei Minuten später passte Necat Aygün zurück auf seinen Keeper, doch das Zuspiel war viel zu kurz, Friesenbichler kam an die Kugel, brachte sie aber nicht am glänzend reagierenden Netolitzky vorbei (60.). Nach einem Eckball von links kam Friesenbichler am langen Pfosten mit dem rechten Fuß an die Kugel, bugsierte sie aber über die Latte (64.). Die Löwen konterten die starke Phase der Bayern in der 68. Minute. Mvibudulu eroberte gegen Buck im Aufbau das Leder, spielte den rechts gestarteten Fejsal Mulis an, der legte wieder quer auf Mvibudulu, der in den Strafraum ging, von halbrechts in die Mitte auf den völlig freistehenden Ott passte, der aus neun Metern den Ball zwischen zwei Verteidigern hindurch zum 2:1 ins Tor schob. Es war bereits der 12. Saisontreffer des 18-Jährigen. In der 74. Minute erzielte Mulic das vermeintliche 3:1, doch Schiri Ostheimer wollte vorher ein Foul von Mvibudulu erkannt haben. Nach einer Hereingabe von rechts durch den agilen Mvibudulu, verpasste Julian Weigl mit seinem Zwölf-Meter-Schuss aus halbrechter Position nur knapp das kurze Eck (76.). In der 88. Minute kamen die Bayern nach einem nicht geahndeten Foul gegen Christoph Rech nochmals zu einer Chance, doch Schöpf setzte den Ball aus zentraler Position von der Strafraumgrenze rechts am Löwen-Kasten vorbei. Ansonsten standen die Sechzger sicher, attackierten die Roten schon früh im Spielaufbau, die dagegen kein Rezept fanden. So brachten sie den 2:1-Sieg sicher über die Zeit, obwohl der Unparteiische erneut vier Minuten nachspielen ließ und Rech in der 94. Minute noch die Rote Karte nach einem Foul an der Mittellinie sah.

Stimmen zum Spiel

Löwen-Coach Torsten Fröhling strahlte übers ganze Gesicht. „Es ist einfach schön, so ein Derby zu gewinnen. Ich bin stolz wie Oskar auf die Truppe“, freute sich der 47-Jährige für seine Jungs. Fröhling bemängelte aber das zu zaghafte Auftreten seines Teams vor der Pause. „Wir sind gut gestartet, hatten selbst ein, zwei Chancen, um in Führung zu gehen. Danach waren wir viel zu tief gestanden, haben nur noch Begleitschutz gemacht. Bayern ließ uns richtig schön laufen“, bemängelte er das Auftreteb im ersten Durchgang. „Ich habe in der Pause gesagt, geht raus, zeigt den 10.000 Fans Leidenschaft, Wille und Mut. Wenn ihr dann verliert, wird euch das keiner krumm nehmen.“ Das Team setzte die Vorgaben des Trainers um, spielte mutig und ohne Angst nach vorne und erzielte schnell den Ausgleich. „Die 2. Halbzeit ging an uns. Bayern ist Druck nicht gewohnt, wir sind früh draufgegangen, haben sie zu Fehlern gezwungen.“ Fröhling machte keinen Hehl daraus, „dass ich mich riesig über den Derbysieg freue“.

FCB-Coach Erik ten Hag zeigte sich mit der 1. Halbzeit seines Teams weitgehend zufrieden. „Wir haben ein, zwei Mal Fehler gemacht, ansonsten haben wir das Spiel kontrolliert, ließen den Ball laufen und sind durch unser schnelles Umschaltspiel immer wieder gefährlich geworden.“ Im Gegensatz zum Löwen-Trainer sagte er seiner Mannschaft in der Pause, sie solle genauso wie in Durchgang eins weiter spielen und einfache Fehler vermeiden. „Aber gleich der erste Fehler nach der Halbzeit führte zum Ausgleich. Danach sind wir aus der Ordnung geraten, haben Passfehler gemacht, die uns normalerweise nicht unterlaufen.“ Besonders ärgerte den Holländer das 2:1. „Nach einem unnötigen Ballverlust in einer 4:4-Situation kassieren wir den Treffer. Danach habe ich auf ein 4-3-3 umgestellt. Leider hat das nicht so geklappt wie zuletzt gegen Rosenheim.“ Insgesamt war der Bayern-Trainer unzufrieden mit seiner Mannschaft. „Ich habe den Jungs gesagt, dass sie das Derby mit Emotionen angehen sollen, aber dabei den Kopf behalten müssen. Das ist uns nicht gelungen. Wir müssen daraus lernen, wenn wir die Meisterschaft gewinnen wollen.“

Siegtorschütze Mike Ott bedankte sich bei seinem Kollegen Stephane Mvibudulu für die Vorarbeit zum 2:1. „Die war einfach überragend.“ Der Stürmer musste aber zugeben, dass es vor der Pause nicht rund lief. „Wir hatten keinen Zugriff bekommen, konnten unsere beiden Chancen nicht nutzen. Das 0:1 fiel nach einem individuellen Fehler. Nach der Pause lief es besser. Am Ende haben wir verdient gewonnen, hätten sogar noch das ein oder andere Tor erzielen können.“

„Ich war ohnmächtig heiß auf dieses Spiel“, sagte Stephane Mvibudulu. „In der 1. Halbzeit waren wir etwas ängstlich, hatten zu viel Respekt. Nach der Pause kamen wir gut aus der Kabine, erzielten schnell den Ausgleich. Danach waren wir die bessere Mannschaft, haben viel Druck gemacht.“ Insgesamt habe sein Team wenig zugelassen. „Unser Konzept ist heute voll aufgegangen.“

Auch Routinier Necat Aygün bemängelte das Auftreten in der 1. Halbzeit. „Wir hätten in Führung gehen müssen. Bayern hat unseren ersten Fehler gnadenlos ausgenutzt. Nach der Pause hat jeder für jeden gekämpft, wir waren leidenschaftlich und haben am Ende verdient gewonnen.“ Die Taktik sei voll aufgegangen. „Wir haben gelauert, aber in bestimmten Situationen auch Pressing gespielt. So ist zum Beispiel das zweite Tor gelungen. Für die Jungs und mich war dieses Derby das Saisonhighlight. Wir haben heute alles für die Fans gegeben, um dieses Spiel zu gewinnen.“

(Quelle: www.tsv1860.de)

Statistik:

Aufstellung 1860 II: 1 Netolitzky, 2 Bühler, 3 Steinhart, 4 Aygün, 5 Rech, 6 Geipl (66. 18 Mulic), 7 Mvibudulu, 8 Weigl, 9 Vocaj (83. 14 Kurzweg), 10 Ott (86. 15 Neumeyer), 11 Knezevic.
Bank: 12 Fritz, 13 Kovac, 16 Köppel, 17 Karger.

Aufstellung FCB II: 1 Raeder, 2 Schmitz, 3 Chessa, 4 Buck (83. 7 Schweinsteiger), 5 Wein, 6 Strieder (75. 8 Derflinger), 9 Schöpf, 16 Rankovic (75. 13 Sallahi), 17 Hojbjerg, 20 Friesenbichler, 21 Green.
Bank: 12 Rössl, 11 Weihrauch, 14 Scholz, 24 Schwarz.

Tore: 0:1 Schöpf (19.), 1:1 Vocaj (47.), 2:1 Ott (68.)

Zuschauer: 12.260 im Stadion an der Grünwalder Straße

Schiedsrichter: Lothar Ostheimer