DERBYSIEG!

Wieder einmal ging es um die Stadtmeisterschaft, nach dem 0:0 in Hinspiel war dieser inoffizielle Titel noch vollkommen offen. Nach dem Spiel steht nun fest, wer Münchens Nummer eins ist, es sind die kleinen Löwen, die das Derby hochverdient gewonnen haben. Die Treffer für den TSV 1860 erzielten Marin Pongracic und Nicholas Andermatt.

Es war der übliche Derby-Wahnsinn vor dem Stadion. Die Grünwalder Straße weiträumig abgesperrt, die Busse der Mannschaften kommen mit Polizeibegleitung und in der Endanfahrt entgegen der Fahrtrichtung zum Stadion. Außenrum kocht die Stimmung, auch wenn dieses Mal weniger Fans den Weg nach Giesing gefunden haben.

Im Spiel bemühten sich die Gastgeber von der Säbener Straße früh, das Spiel in die Hand zu nehmen. Dies überließen ihnen die Löwen gerne, vor allem da sie in der Defensive extrem sicher standen. Die Abwehr um Kapitän Felix Weber ließ kaum Chancen zu und wenn die Roten mal durchkamen, dann stand da ja noch Maxi Engl im Tor.

Wenn das so läuft, dann können auch mal die Verteidiger mit nach vorne laufen. Nach einer offensiven Chance über den sehr starken Awata und Nono Koussou eroberten sich die Gastgeber den Ball, verloren ihn aber im Gegenzug wieder. Marin Pongracic schnappte sich das Leder und ging auf der linken Außenbahn mit seiner ganzen Power auf und davon. Auf dem Weg in den Strafraum sah er, dass kein Kollege einschussbereit mitgelaufen war, also machte er es selbst und erzielte sein erstes Pflichtspieltor für den TSV 1860, die Amateure führten nach 11 Minuten im Derby.

Die Gastgeber antworteten mit wütenden Angriffen, doch Gefahr ging mehr von den Kontern der Löwen aus. Als Koussou einen Querpass in die Mitte spielte und Moritz Heinrich 11 Meter vor dem Tor zum Schuss kam, hätte eigentlich das 2:0 fallen müssen. Doch die Kugel ging knapp links vorbei.

So ging es mit einer knappen Löwen-Führung in die Kabinen, die dennoch hochverdient war. Vom Nachwuchs des deutschen Rekordmeisters kam viel zu wenig, gefährliche Situationen spielte sich die Vogel-Truppe nicht heraus.

In der zweiten Spielhälfte sahen die Zuschauer ein vollkommen anderes Spiel. Sturmlauf der Gastgeber? Von wegen! Es spielte nur noch der TSV 1860 München, der Nachwuchs von der Säbener Straße bekam seine Füße kaum mehr in die Hälfte der Löwen. Die Gäste von der Grünwalder Straße dominierten die Partie und gewannen am Ende höchst verdient mit 2:0. Nicholas Andermatt besorgte das Tor zur Entscheidung nach schönem Zuspiel von Moritz Heinrich.

Der Rest war eine weiß-blaue Jubelfeier. 

Statistik:

Aufstellung 1860 II: 12 Engl, 2 Weeger, 4 Weber, 5 Andermatt, 6 Fuchs, 11 Köppel, 28 Heinrich, 29 Hursan, 31 Koussou, 32 Pongracic, 54 Awata. Bank: 1 Hiller, 3 Mayer, 9 Bachschmid, 17 Sabbagh, 19 Aigner, 59 Ngu’Ewodo.

Aufstellung FCB II: 1 Weinkauf, 4 Burger, 5 Feldhahn, 8 Pantovic, 9 Lappe, 10 Oehrl, 14 Hingerl, 19 Bösel, 23 Basta, 30 Dorsch, 40 Benko. Bank: 12 Rössl, 2 Häußler, 6 Öztürk, 16 Obermair, 21 Pohl, 22 Mwarome, 25 Fesser.

Wechsel: Obermair für Benko (46.), Pohl für Pantovic (56.), Öztürk für Hingerl (80.) – Mayer für Koussou (59.), Bachschmid für Awata (74.), Ngu’Ewodo für Heinrich (90.)

Tore: 0:1 Pongracic (11.), 0:2 Andermatt (78.)

Zuschauer: 5.600 im Stadion an der Grünwalder Straße

Schiedsrichter: Günter Perl

Vorbericht:

Seit die Profis nicht mehr in einer Liga spielen, ist das Aufeinandertreffen der Reserve-Teams das Derby-Highlight in München. Am kommenden Sonntag, 13 Uhr, ist es wieder soweit: Diesmal genießt der FC Bayern II gegen die kleinen Löwen Heimrecht im Grünwalder Stadion.

„Das Spiel hat durch die Tabellenkonstellation, Zweiter gegen Dritter, eine zusätzliche Brisanz“, sagt Löwen-Coach Daniel Bierofka, der die Derbysituation nicht nur als Trainer, sondern auch als Spieler kennt. Als Coach der U21 ist die Bilanz des 38-Jährigen bisher knapp positiv: Ein Sieg, eine Niederlage und zwei Unentschieden bei 2:1-Toren.

Die Vorfreude ist bei den Spielern groß. „Dass ein Derby ansteht, merkt man im Training“, erklärt Bierofka. „Die Jungs sind besonders konzentriert und willig. Jeder will sich zeigen, um vor so einer Kulisse auflaufen zu dürfen.“

Den besonderen Reiz im Derby sieht Bierofka in der Konstellation: „Wir sind nur Außenseiter. Der FC Bayern dagegen ist mit einem klaren Auftrag in die Saison gegangen.“ Dieser ist der Aufstieg in die 3. Liga. Doch davon sind aufgrund der Dominanz der SpVgg Unterhaching beide Teams weit entfernt. Bierofka ist trotzdem stolz. „Wir wollten nur eine sorgenfreie Runde spielen“, erzählt er, „deswegen ist es bei uns ein positiver Druck. Vor dieser Zuschauerkulisse wollen wir die Emotionen auf dem Platz ausleben.“ Nicht nur das Ergebnis ist für den Löwen-Coach wichtig, „sondern auch die Art und Weise, wie wir auftreten“.

Wie das Hinspiel, das torlos endete, wird auch das Rückspiel live von SPORT1 übertragen. Mehrere hunderttausend Zuschauer werden die Partie an den Bildschirmen verfolgen. Als zusätzliche Motivation sei das bei einem Derby aber nicht nötig. „Ich muss die Jungs eher bremsen, damit sie nicht überdrehen. Sie sollen einen kühlen Kopf bewahren und sich auf ihre Aufgaben konzentrieren“, findet Bierofka.

„Ein normales Spiel ist das nicht“, so Löwen-Coach Daniel Bierofka in einem Interview vor dem Ama-Derby. „Wenn Sechzig gegen Bayern spielt, dann ist das immer etwas Besonderes – von den Emotionen und den Zuschauern. Es geht immer auch ums Prestige.“ Dazu überträgt SPORT1 live die Partie im TV. Als Co-Kommentator hat Jörg Dahlmann Bierofkas Vorgänger Torsten Fröhling an seiner Seite.

Und einmal mehr muss der Löwen-Coach improvisieren. Im Vergleich zum torlosen Hinspiel gleich auf mindestens sechs Positionen: Felix Uduokhai, Florian Neuhaus (beide Profis), Nicholas Helmbrecht (Sperre), Lucas Genkinger (Schambeinentzündung), Simon Seferings (Aufbautraining nach Kapseleinriss und Meniskusabriss) sowie Jimmy Marton (Schienbeinverletzung) fehlen definitiv. Der siebte, Angelo Mayer, ist nach mehrwöchiger Verletzungspause zumindest wieder „eine Option“. György Hursan kehrt nach Gelbsperre zurück.

Dass sich ausgerechnet Helmbrecht beim 1:0-Erfolg zum Punktspielstart 2017 die fünfte Gelbe Karte einhandelte, „tut uns sehr weh“, findet Bierofka. „Er war bei uns der Entscheider, hat die letzten drei Treffer erzielt.“ Ebenso müssen die kleinen Löwen auf Ugur Türk verzichten, der in Memmingen wegen eines Fouls in der 90. Minute die Rote Karte sah. Christoph Daferner befindet sich im Aufbautraining, Kilian Jakob und Julian Justvan helfen bei der abstiegsbedrohten U19 aus.

„Wir müssen uns zusammenreißen, damit wir es auf das Level der Bayern schaffen“, sagt Bierofka mit Blick auf seinen Kader. „Aber ich vertraue den Jungs – denen auf dem Platz wie auf der Bank. Wenn man schaut, mit welchem Einsatz sie bei der Sache sind, dann ist das beeindruckend.“

Dem Gegner bescheinigt der 38-Jährige hohe individuelle Klasse. „Dass wir mit den Bayern auf Augenhöhe sind, ist überragend.“ Zumal die Löwen mit „der jüngsten U21 aller Zeiten“ (Bierofka) die Saison absolvieren. Das hinderte sie aber nicht daran, am vorhergehenden Spieltag den Rivalen von der Säbener Straße in der Tabelle zu überholen. Nur die SpVgg Unterhaching steht vor dem Bierofka-Team.

Zudem haben die kleinen Löwen in den letzten drei Derbys keinen Gegentreffer mehr kassiert. „Ordentlich verteidigen – das ist auch diesmal der Schlüssel zum Erfolg. Wenn wir die Bayern spielen lassen, dann sehen wir alt aus. Wir müssen alles dagegensetzen, um ihre individuelle Klasse nicht zur Entfaltung kommen zu lassen“, weiß der Löwen-Coach. Übrigens: Das letzte Derby-Tor erzielte der in der Winterpause zurückgekehrte Nicolas Andermatt am 22. November 2015 beim 2:0-Erfolg.

Auch wenn die Bayern Heimrecht genießen, einen Vorteil sieht Bierofka darin nicht. „Grundsätzlich verbindet uns mehr mit dem Grünwalder Stadion als den FCB. Die Jungs kennen dort alles, werden sicher von unseren Fans lautstark unterstützt.“

Neben einem guten Ergebnis hat der Löwen-Coach einen weiteren Wunsch. „Ich hoffe auf eine friedliche Stimmung.“