Kein Sieger im Derby

Im kleinen Derby zwischen den Nachwuchsmannschaften von der Säbener und der Grünwalder Straße fiel trotz deutlicher und mehr als 45 Minuten auch numerischer Überlegenheit der kleinen Löwen kein Treffer.

Derby ist, wenn der Schiedsrichter mit dem Fahhrad zum Stadion kommt, weil rund um die Grünwalder Straße alle Verkehrswege gesperrt sind. Peter Sippel störte das auf seinem Drahtesel mit der umgehängten Sporttasche nur wenig.

Rund um Giesing’s Höhen war die Anspannung greifbar aber auch die Vorfreude zu spüren. Zu Spielbeginn zeigten die Löwen-Fans dann deutlich, dass es mit ein wenig Anstand möglich ist, hier große Spiele zu bestreiten. Diesen Anstand hatten leider nicht alle im Stadion. Auf der gegnerischen Seite flogen Böller, wurden Rauchbomben und Bengalos gezündet. Das Spiel musste für drei Minuten unterbrochen werden, als es 10 Sekunden alt war.

Danach zeigte der TSV 1860 auch auf dem Feld, dass er hier einiges mitnehmen möchte. Die Löwen waren das klar stärkere Team mit den besseren Torgelegenheiten und dem größeren Ballbesitz, doch sie hatten wieder das gleiche Problem wie in Memmingen, sie belohnten sich dafür nicht.

Nico Karger, Nicolas Andermatt und Stephané Mvibudulu hatten die Führung auf dem Fuß, scheiterten jedoch genauso wie die Gastgeber, deren beste Gelegenheit an der Querlatte endete.

Kurz vor der Pause dezimierten sich die Roten dann selbst. Felix Pohl trat den davongeeilten Nico Karger knapp vor dem Strafraum von hinten in die Beine, Schiri Sippel zog sofort die rote Karte und schickte Pohl vom Feld.

Mit 0:0 und 10 gegen 11 ging es dann auch in die Kabinen.

In der zweiten Spielhälfte igelten sie die Gastgeber in der eigenen Spielhälfte ein und schafften es so, die Löwen von ihrem Sturmlauf abzuhalten. So blieb es bei zwei guten Torchancen. Gleich nach Wiederbeginn nagelte Nicolas Andermatt die Kugel an die Querlatte und kurz vor dem Ende setzte Florian Pieper einen Freistoß knapp über das Tor.

Am Ende blieb es bei einem für die Löwen enttäuschenden 0:0-Unentschieden. Bayern ging in der letzten Aktion, einem Freistoß aus aussichtsreicher Position mit der Kugel an die Eckfahne. Damit ist zum Spiel an sich alles gesagt.

Statistik:

Aufstellung TSV 1860 II: 22 Netolitzky, 3 Yegenoglu, 4 Weber, 5 Kokocinski, 6 Hürzeler, 14 Mvibudulu, 15 Taffertshofer, 20 Karger, 23 Helmbrecht, 24 Andermatt, 27 Scheidl. Bank: 1 Fritz, 7 Marton, 9 Pieper, 17 Katidis, 19 Aigner, 25 Genkinger, 26 Seferings.

Aufstellung FCB II: 12 Rössl, 3 Steinhart, 4 Burger, 9 Lappe, 10 Weihrauch, 14 Benko, 15 Strohmaier, 16 Gaudino, 21 Pohl, 23 Basta, 37 Green. Bank: 26 Weinkauf, 11 Wegkamp, 19 Bösel, 20 Pantovic, 22 Günzel, 27 Kurt, 28 Oikonomou.

Wechsel: Günzel für Benko (46.), Bösel für Gaudino (59.), Pantovic für Weihrauch (82.) – Pieper für Mvibudulu (54.), Marton für Hürzeler (70.)

Platzverweis: Pohl (43./Notbremse)

Tore: Fehlanzeige

Zuschauer: 11.358 im Stadion an der Grünwalder Straße

Schiedsrichter: Peter Sippel

Vorbericht:

Der FC Bayern II startete erst am vergangenen Mittwoch in die Saison. Da hatten die anderen Regionalliga-Teams bereits drei Partien absolviert. Löwen-Chefcoach Daniel Bierofka schaute sich die Premiere von Heiko Vogel als Cheftrainer der Bayern-U23 live in Illertissen an, sah ein 1:1. Seine Erkenntnis: „Eine spielstarke Mannschaft mit guten Fußballern und Individualisten. Das war aber auch nicht anders zu erwarten“, so der 36-Jährige. „Das ist, was den FCB auszeichnet.“

Seine Mannschaft erhielt tags zuvor bei der 0:2-Niederlage in Memmingen einen Dämpfer. „Natürlich verliere ich nicht gerne. Bei uns haben sich einige Dinge eingeschlichen, die der Gegner schonungslos aufgedeckt hat. Uns wurden die Fehler klar vor Augen geführt.“ Bierofka hofft, dass diese Lehrstunde eine heilsame Wirkung für seine Jungs hat. Denn: „Wenn wir diese Fehler abstellen, sind wir eine gute Mannschaft“, ist er sich sicher.

Noch ist sich Bierofka nicht schlüssig, mit welcher Taktik er ins Derby geht. „Davon hängt ab, wie wir die eine oder andere Position verändern. Das hat aber nichts mit Leistung zu tun“, stellt der Löwen-Trainer klar. „Alle Spieler, die fit sind, können eine Alternative sein“, vertraut er voll und ganz seinem Kader.

Für Bierofka, selbst 15 Jahre Profi, gibt es „nichts schöneres als ein solches Spiel. Die Atmosphäre im ausverkauften Grünwalder Stadion, die Leidenschaft und die Emotionen – das ist das größte für einen Fußballer.“ Als Aktiver hat er selbst einige Derbys gespielt, als Trainer erst eins mitgemacht. Und das ging mit 0:1 verloren. „Das Spiel ist abgehakt. Es war einfach unglücklich. Ich konnte meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Bayern schoss in der 2. Halbzeit ein Mal aufs Tor und der Schuss war drin.“ Am Ende der Regionalliga-Saison belegte der FCB den 2. Platz, die Löwen wurden Dritter.

Diesmal sind die Sechzger nur Außenseiter. „Der FCB hat klar kommuniziert, dass er aufsteigen will“, so Bierofka. Trotzdem sieht er seine Löwen nicht chancenlos: „Wir werden 90 Minuten alles aus unserem Tank raushauen und dann sehen, was dabei rauskommt.“ – Am besten natürlich drei Punkte!