Ein Sonntagsschuss am Ostermontag entscheidet das Derby zu Ungunsten der starken kleinen Löwen

Stark waren sie, die kleinen Löwen. Sie hatten im kleinen Derby mehr Ballbesitz und spielten voller Kampf und Leidenschaft. Am Ende entschied jedoch ein Sonntagsschuss von Görtler die Partie zu Gunsten der Gastgeber und die Löwen standen erneut mit leeren Händen da.

Die kleinen Löwen begannen vor ausverkauftem Haus im Derby stark. Durch aggressives Pressing setzten sie die Gastgeber von der Säbener Straße früh unter Druck und konnten so die Partie bestimmen. Doch wie so oft in den letzten Wochen reichte diese Dominanz nur bis zur Strafraumkante, danach verließ die junge Truppe der Mut.

Torgelegenheiten waren insgesamt Mangelware, die besten hatte aber die Mannschaft, die deutlich weniger Ballbesitz verzeichnete. Der Bruder von Franck Ribery, von den Stadionsprechern der Gastgeber freundlich als Chancentod bezeichnet, scheiterte genauso wie Wegkamp am stark haltenden Michael Netolitzky, der deutlich mehr Souveränität ausstrahlte als sein Gegenüber, der von den Löwen zu Fehlern gezwungen wurde. Noch blieben diese aber ohne Auswirkung.

So ging es nahezu ohne Zwischenfälle (es flog ein Regenschirm auf Peter Kurzweg und einige Becher auf Kasim Rabihic) torlos in die Halbzeitpause. Auf die starke Leistung der ersten Hälfte galt es für die Löwen auch im zweiten Abschnitt, in dem sie nun auf die mit 4.700 Löwen-Fans vollbesetzte Westkurve spielten, aufzubauen.

In der zweiten Spielhälfte zeigten beide Mannschaften ein Spiel mit wenigen Torgelegenheiten. Weiterhin waren es die Löwen, die das bessere und engagierterte Auftreten hatten, doch sie mussten sich erneut vorwerfen lassen, nur wenige Torchancen generiert zu haben. Und die Gelegenheiten, die es gab wurden teils zu hastig, teils unglücklich vergeben.

Das Glück hatte natürlich erneut der Club aus der Seitenstraße für sich gepachtet, deren Stürmer Görtler traf mit einem Sonntagsschuss nach 75 Minuten zum Endstand von 1:0.

Da auch eine mögliche Elfmetersituation gegen Rabihic nicht geahndet wurde und die Schlussoffensive ohne Erfolg blieb, mussten sich die kleinen Löwen im Derby geschlagen geben, können aber erhobenen Hauptes nach Hause fahren.

Statistik:

Aufstellung 1860 II: 22 Netolitzky, 4 Weber, 5 Kokocinski, 6 Taffertshofer, 11 Köppel, 13 Kovac, 16 Kurzweg, 19 Rabihic, 20 Karger, 21 Neudecker, 27 Hürzeler. Bank: 1 Fritz, 2 Burger, 7 Marton, 9 Glatzel, 24 Wiesböck.

Aufstellung Bayern II: 25 Zingerle, 2 Paul, 3 Steinhart, 5 Schwarz, 9 Wegkamp, 11 Weihrauch, 14 Ribery, 15 Strohmaier, 16 Oikonomou, 17 Görtler, 19 Bösel. Bank: 35 Müller, 7 Schweinsteiger, 10 Fischer, 20 Jelisic, 22 Basta, 23 Sieghart, 24 Puchegger.

Wechsel: Schweinsteiger für Weihrauch (56.), Basta für Bösel (83.), Jelisic für Ribery (88.) – Wiesböck für Hürzeler (76.), Marton für Neudecker (76.), Glatzel für Köppel (78.)

Tore: 1:0 Görtler (75.)

Zuschauer: 12.500 im Stadion an der Grünwalder Straße

Schiedsrichter: Günter Perl

Vorbericht:

Von Mal zu Mal fällt es Daniel Bierofka schwerer, die Abschlussschwäche seiner Mannschaft zu analysieren. Seit vier Spielen sind die kleinen Löwen ohne Tor. Platzt ausgerechnet am Ostermontag, 6. April, 14.30 Uhr (Live bei SPORT1), beim Derby gegen den FC Bayern II der Knoten?

„Ich würde mir mehr Sorgen machen, wenn wir keine Chancen hätten“, sagt Löwen-Coach Bierofka über die Ladehemmung im Jahr 2015. Auch bei der 0:3-Niederlage am Gründonnerstag gegen Burghausen war sein Team die spielbestimmende Mannschaft. Doch bereits nach acht Minuten geriet sein Team in Rückstand. „Durch eine Nachlässigkeit von uns. Dabei war das Ziel, lange die Null zu halten. Durch das Gegentor haben wir dem Gegner in die Karten gespielt. Danach hat Burghausen clever verteidigt und sich auf Konter verlegt. Für uns wurde es dadurch sehr schwer.“

Die Frage nach dem warum und wann die Negativserie endlich reißt, kann Bierofka nicht beantworten: „Ich bin kein Hellseher. Uns fehlt auch das Quäntchen Glück. Einmal geht der Ball knapp vorbei, das andere Mal rettet einer auf der Linie. Wir müssen weiter daran arbeiten. Im Fußball gibt es solche Phasen“, weiß Bierofka aus 15 Jahren Erfahrung als Profi. „Was war, müssen wir abhaken und uns einfach auf Bayern fokussieren.“

Ein Gutes hat die torlose Serie 2015: Die Favoritenrolle liegt bei den Roten. „Ein Derby ist immer ein Fifthy-Fifthy-Spiel“, sagt Bierofka. „Von den Ergebnissen ist Bayern in der momentanen Phase Favorit. Wir sind die Underdogs. Aber gerade daraus ziehen wir unsere Motivation: Kaum einer erwartet etwas von uns.“

Wie hoch der Stellenwert des Derbys für den Löwen-Coach ist, zeigte er beim Spiel in Burghausen. Obwohl er kaum personelle Alternativen in seinem kleinen Kader hatte, ließ er die von einer Sperre bedrohten Felix Weber und Emanuel Taffertshofer 90 Minuten auf der Bank sitzen. „Ich wollte auch mal den anderen Jungs wie Sebastian Wiesböck eine Chance geben. Das hat sich in der Situation einfach angeboten.“

In Burghausen gab zudem Stephan Hain sein Debüt in der U21. Nicht um das Team zu verstärken, stellt Bierofka klar, „es ging darum, dass er Wettkampfpraxis braucht und wir wollten ihm helfen. Training und Spiel sind zwei paar Stiefel“, erklärt der Löwen-Coach. Hain wird am Sonntag gegen Aue im Zweitliga-Kader stehen, ist für das Spiel gegen die Bayern wohl eher keine Option.

In seiner Karriere hat Bierofka einige Derbys gespielt, sowohl auf Seiten der Bayern als auch bei Sechzig. Weil in den 1990er-Jahren die Nachwuchsarbeit bei den Löwen noch nicht dem heutigen Standard entsprach, begann er im Nachwuchs der Roten, wechselte aber mit 20 Jahren an die Grünwalder Straße. Zwei Spiele im Trikot der Löwen sind Bierofka noch gut in Erinnerung. Im Oktober 2001 schoss er gegen Oliver Kahn den Führungstreffer im Olympiastadion. „Danach haben wir richtig auf die Mütze bekommen“, erzählt er. Das Spiel ging am Ende mit 1:5 verloren. Die andere Partie, die ihm einfällt, ist das DFB-Pokal-Viertelfinale im Februar 2008. „Diese haben wir erst durch einen Elfmeter in der 120. Minute verloren.“

Bei aller Rivalität, die das Derby mit sich bringt, versucht Bierofka, die Emotionen zu kanalisieren: „Man sollte nicht vergessen, dass es sich um ein Fußballspiel handelt“, sagt er. Seinen Jungs empfiehlt er, „nicht zu überziehen und zu verkrampfen. Eine gewisse Lockerheit ist ganz wichtig, gepaart mit einer gesunden Aggressivität und Leidenschaft.“

Und sollte der Knoten tatsächlich gegen die Bayern platzen, wären auch die vier torlosen Spiele zuvor vergessen. Ein Derby ist vielleicht doch mehr als ein Fußballspiel!